Unser gewachsenes Zuhause
Unser Haus ist mehr als nur ein Dach über dem Kopf, es ist ein organisch gewachsenes Zuhause, das den sozialen Zusammenhalt prägt. Manche Familien wohnen hier bereits seit den 1970er Jahren und in vielen Generationen. Wir sind nicht nur Nachbar*innen sondern auch Freund*innen, wir teilen Sorgearbeit und fröhliche Momente des Zusammenlebens. Mehrere von uns sind schwerbehindert, erfahren im Haus Unterstützung und sind sowieso kaum kündbar. Viele von uns haben geringe finanzielle Mittel und werden bei Verdrängung keine andere Wohnung in der Innenstadt mehr finden. Dabei ist hier im Kiez unser Lebensmittelpunkt, hier gehen unsere Kinder zur Schule und in die Kita, hier sind unsere Freundeskreise, Familienangehörigen, Vereine und Ärzt*innen, viele von uns arbeiten außerdem in der Nähe.
Das Haus wurde in den 1990ern mit staatlichen Subventionen renoviert und bis vor einigen Jahren waren alle Wohnungen an WBS gebunden. Inzwischen werden millionenteure Loftwohnungen in den ehemaligen Gewerbeflächen des Hinterhauses zum Verkauf angeboten.
Dabei kosten 2 Lofts etwa so viel, wie die aktuellen Besitzer Christopher und Stefanie von Hugo vor ein paar Jahren für das gesamte Bauensemble (Vorderhaus, 3 Seitenflügel, 2 Hinterhäuser & Remise) bezahlt haben. Die WertGrund Immobilienverwaltung versucht nun, Gewerbeflächen für 7.000 €/m2 zu verkaufen, unsere Wohnungen in naher Zukunft angeblich für 5.500 €/m2.
Die meisten Bewohner*innen können und wollen sich das nicht leisten. Als langjährige Mieter*innen wissen wir, dass vom Keller her Nässe in die Gewerbeflächen und Wohnungen im Erdgeschoss aufsteigt und durch das schlecht aufgestockte Dachgeschoss ebenfalls Feuchtigkeit einsickert. Seit Bauarbeiten auf dem Nachbargrundstück haben fast alle Wände Risse und die ehemaligen Werkstattflächen in den Hinterhäusern sind z.T. stark kontaminiert.
Wir finden, Familie von Hugo hat bereits genug Millionen mit Immobilien gemacht, wohnt selbst u.a. in einem Schloss und sollte durch Verdrängung von uns armen Kreuzberger*innen nicht noch reicher werden. Wir brauchen eine sozialverträgliche Lösung, die unser Zuhause sichert!
Denn obwohl das Haus teilweise in einem maroden Zustand ist, fühlen wir uns in der diversen Hausgemeinschaft sehr wohl, möchten diese Strukturen erhalten und noch lange hier wohnen bleiben – weit über Schutz- und Kündigungsfristen hinaus.
Wir kennen uns aus, sind gut vernetzt, halten zusammen und wehren uns gegen Verdrängung. Uns kriegt ihr nicht so leicht raus!
